Ein kulinarischer Überblick - Ein Blick in die Geschichte des amerikanischen Essens


Ein paar einleitende Worte

Das Essen Amerikas - so verschieden wie seine Bewohner
Wann hat das alles eigentlich angefangen?
Englische Einflüsse
Einflüsse aus Afrika
Deutsche und Italiener
Frankreichs 'Cuisine' hinterläßt ihre Spuren
Jetzt kommen wir auf den asiatischen Geschmack
Das einzig Wahre - Fast Food?
Kochen im Schmelztiegel


Ein paar einleitende Worte__________Zurück nach oben

Es passiert sehr oft, daß  Menschen den Begriff "American Food" hören und an Fast Food denken - an Hamburger, Hot Dogs, Pommes Frites und all die anderen schnellen Gerichte. Es scheint fast, daß sie recht haben. Man kann es kaum vermeiden, den Einfluß von Fast Food irgendwo in der westlichen Welt zu übersehen, einer Welt, die übersät ist mit Tempeln der schnellen Eßlust. Heutzutage sind die USA nicht nur bestens bekannt für die "schnelle Art des Essens"  - Fast Food wurde sogar zum Symbol für Amerika. Trotz all dem hat sich in Amerika eine weit größere und vielversprechendere Vielfalt von Eßkulturen entwickelt und bewahrt.


Das Essen Amerikas - so verschieden wie seine Bewohner__________Zurück nach oben

Die verschiedenen Gruppen von Immigranten, die halfen Amerika zu errichten, haben auch ihre verschiedene Art und Weise Essen zuzubereiten mitgebracht und damit eine Eßkultur geformt, die heute auch bekannt ist als "American Food". Neben englischen und besonders puritanischen Einflüssen zählen auch französische, spanische, deutsche und italienische Siedler zu denjenigen, die nicht nur den "American way of life" mit ihrer spezifischen Kultur bereicherten, sondern auch verschiedene Essenstraditionen mitbrachten. Während die Spanier vor allem die mexikanische Küche bereicherten, entwickelte sich die letztere zu einer verbreiteten und populären Küche, die sich vom Südwesten aus in fast jeden Teil der USA ausbreitete. Besonders aus Italien stammen eine große Menge  von Gerichten, die fast jeder Amerikaner als ursprünglich amerikanisch bezeichnen würde. Dazu zählen vor allem Pizza auf amerikanische Art und verschiedenste Nudelvariationen. Auch die ehemaligen Sklaven, die ihre Art zu kochen aus Afrika mitbrachten, trugen ihren Teil zur heute bestehenden Vielfalt der amerikanischen Küche bei. Zudem geht der vielfältige Gebrauch von Erdnüssen in den USA auf ihren Einfluß zurück. Verschiedene religiöse Gruppen, z.B. die Quäker oder die Amish, prägten einen Teil der Essenskultur mit ihrem Namen. Wie man sieht, gibt es nicht nur das schon fast überstrapazierte Klischee von Amerika als dem Land der Hamburger und Pommes, sondern als aufmerksamer Beobachter kann man eben auch eine ganz verschiedene Welt des Essens in Amerika entdecken.


Wann hat das alles eigentlich angefangen?__________Zurück nach oben

Die Geschichte des amerikanischen Essens beginnt kurz nachdem Christopher Kolumbus 1492 seinen Fuß auf die Insel Guahani in Westindien setzte. Seine Nachfolger, wie die Spanischen Konquistadoren des 16. Jahrhunderts, betraten einen Kontinent, von dem Kolumbus glaubte, daß es Indien sei. Natürlich war es nicht Indien, aber trotzdem entdeckten sie nicht nur die Völker Amerikas, sondern auch deren Essen. Sie fanden Tomaten, Kartoffeln, Chilies, Mais, Bohnen und viele andere Gemüse- und Obstsorten, die seitdem die Tische der ganzen Welt erobert haben. Was man heute unter mexikanischer Küche versteht, ist urprünglich ein Konglomerat aus spanischen und indianischen Gerichten. Diese Sammlung zweier verschiedener Kulturen besteht aus alten Rezepten der Eingeborenen und einer neuen Art und Weise aus Spanien, Fleisch zuzubereiten, wozu insbesondere das Kochen und Braten mit Fett gehört. Beipiele dieses spanisch-mexikanischen Intermezzos sind Tacos, Burritos, Enchiladas oder Tortillas.


Englische Einflüsse__________Zurück nach oben

Ungefähr hundert Jahre später, im angehenden 17. Jahrhundert, errichteten die Engländer ihre erste dauerhafte Siedlung in Jamestown, Virginia im Jahre 1607. Um die Kontrolle über diese Siedlung und später über die Kolonien zu festigen, gründete die englische Krone die sogenannten "Joint Stock Companies" um Siedler anzuwerben, die sich jedoch rar machten, bis diese Companies freies Land für die Siedler anboten. Das änderte die Situation rasch. Die Kolonien erweiterten sich und die ersten Tabakplantagen wurden angelegt. Die Kolonisten wollten natürlich nicht als normale Feldarbeiter ihr Leben verbringen und deshalb wurden die ersten Sklaven aus Afrika importiert. Die Engländer brachten ihr typisches robustes Essen mit sich und mischten dieses mit lokalen Zutaten, zum Beispiel mit Truthahn, Hummer, Muscheln, Ahornsirup und fast immer mit Mais. So entstanden Gerichte wie Indian Pudding, Boston Brown Bread, Clamchowder und Maine Boiled Lobster, die immer noch den Charme der New England Küche ausmachen. Die berühmte Geschichte, wie indianische Ureinwohner englischen Siedlern über den Winter halfen, indem sie ihnen zeigten, wie die örtliche Fauna und Flora zu nutzen sei, führte schließlich zu einem der amerikanischsten Feste überhaupt: dem Erntedankfest oder Thanksgiving. Gefeiert wird es seit 1621, und das Essen, das immer noch die Tische der Amerikaner bedeckt, ist ein Ergebnis des Einflusses indianischer Kochkunst auf die englische Küche.


Einflüsse aus Afrika__________Zurück nach oben

Weiter im Süden profitierten die Menschen vom moderaten und milden Klima, das ihnen sogar eine größere Anzahl von Gemüsesorten erlaubte. Das Essen war zwar noch englisch, aber sein Erscheinen mehr "Southern" in der Weise des Würzens und Kochens. Afrikaner, die unfreiwillig nach Amerika kamen, führten ihre Art des Kochens ein, darunter das Barbeque, alle möglichen Fettgebäcksorten und viel Grünes. Sie brachten auch bedeutende Kochtechniken mit, z.B. Fleisch zu räuchern, Gemüse zu braten und würzige Saucen zuzubereiten. Auf diese Weise spielten sie eine der bedeutendsten Rollen bei der Verquickung von englischer, afrikanischer und indianischer Kochkunst in das, was heute als Südstaatenküche bekannt ist - einfach aus dem Grund, weil sie diejenigen waren, die in den Küchen des Südens arbeiteten.


Deutsche und Italiener__________Zurück nach oben

Was wäre ein amerikanisches Ballspiel ohne Hot Dogs? Nun, es waren vor allem die Deutschen, die unzählige Arten der Zubereitung von Wurst in allen möglichen Variationen einführten. Außerdem ist die Tatsache, daß sie sich hauptsächlich im Mittelwesten Amerikas niederließen, der Hauptgrund, weshalb Milwaukee heute das größte Bierfaß der Nation ist und selbstredend die Stadt mit den meisten Brauereien. Italien war eine andere europäische Nation, die dem Gaumen Amerikas ihre kulinarischen Geschmäcker hinzufügte. Die Italiener, die im späten 19. Jahrhundert einwanderten, haben Amerika nicht nur die Grundlage für berühmte Mafiafilme geliefert, sondern auch unzählige Rezepte für Pizza und Pasta. Sie reimportierten die Tomate in die amerikanischen Küchen, ein Gemüse, daß man im allgemeinen für italienisch hält, aber aus Amerika kommt und dort schon Jahrhunderte vor Kolumbus kultiviert wurde. Sie wurde verwendet, um all die Sorten von Pizza, Pasta und Salaten zu würzen und zu ergänzen. Bekanntermaßen ist sie auch das Gemüse, dem der Ketchup, der vorher eine asiatische Würzsauce war, seine rote Farbe verdankt.


Frankreichs 'Cuisine' hinterläßt ihre Spuren__________Zurück nach oben

Französische Einflüsse sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Als die USA ihren Gewinn im größten Immobiliendeal der Geschichte machten, indem sie das Louisiana Territorium von Frankreich erwarben (Louisiana Purchase), wurden Menschen französischer Herkunft in den "American Way of Life" mit einbezogen. Sie haben jedoch ihre Kochkultur beibehalten. Im südlichen Louisiana können wir immer noch Beispiele kreolischer und cajunischer Kochkultur erleben. Beide benutzen vorwiegend Reis und viele Meeresfrüchte, beide sind stark gewürzt und borgen ihre verschiedenartigen Konzepte voneinander. Der Unterschied besteht darin, daß die Wurzeln creolischer Küche in der frühesten Kolonialgeschichte zu finden sind, als die französischen Siedler sich im Südosten der heutigen USA niederließen und lange vor dem "Louisiana Purchase" mit Spanien um die Kontrolle dieses Gebiets rangen. Ihre französische Art zu kochen wurde rasch beeinflußt von spanischer, afrikanischer und karibischer Küche. Die Cajune-Küche dagegen besteht mehr aus ländlicher Kochweise. Nachdem die französischen Siedler von Nova Scotia 1755 von den Briten verdrängt und verjagt wurden, gingen sie nach Süden und fanden schließlich in Louisiana Zuflucht. Sie lernten ihre Kochkunst beizubehalten und fügten leicht zu bekommende Zutaten wie Wild, Shrimps und Krebse hinzu. Nur wenige Kräuter werden verwendet, das Essen wird in einem Kessel gekocht und mit relativ scharfer Sauce gewürzt.


Jetzt kommen wir auf den asiatischen Geschmack__________Zurück nach oben

Sehr interessant ist auch der asiatische Einfluß auf das amerikanische Kochen. Das späte 19. Jahrhundert brachte viele asiatische Einwanderer nach Amerika. Dazu geführt hatten vor allem politische Gründe wie der ersten Opiumkrieg, mehrere Überschwemmungen und Mißernten. Wegen seiner geographischen Lage war Kalifornien besonders dazu prädestiniert, ein Zentrum asiatischer Einwanderer zu werden. Das Resultat war, daß diese neuen Amerikaner nicht nur ihr Essen mitbrachten, sondern sich auch in ihren Essensgewohnheiten mit der vorgefundenen Kultur vermischten. So wurden auch mexikanische Gerichte mit asiatischen verquickt und vermengt. Auf diese Weise entstand zum Beispiel ein asiatisches Chili oder Tacos mit asiatischer Gemüsefüllung. Es wurden auch viele neue Gerichte geschaffen, so geschehen z.B. in San Francisco. Denn wer ahnt schon, daß Chop Suey, allgemeinhin als typisch chinesich anerkannt, von einem Koch zu später Stunde aus Küchenresten hergestellt wurde, als ein Gast noch etwas zu essen verlangte.


Das einzig Wahre - Fast Food?__________Zurück nach oben

Hamburger, Pizzas, Pommes und all die anderen Sachen werden oft mit einer Art zu kochen in Verbindung gebracht, die weltweit als DIE amerikanische Küche angesehen wird: Fast Food. Dabei ist Fast Food eigentlich gar keine amerikanische Erfindung. Wie man bei Ausgrabungen in Pompeji feststellte, hatten schon die Römer Imbißstände, und deutsche Brückenarbeiter am Rhein haben die "Würstlbude" erfunden - doch erst die Amerikaner machten Fast Food zum Big Business. Und nur durch all diese gutbekannten Fast-Food-Ketten ist amerikanisches Essen in seiner schnellsten Form weltweit bekannt geworden. Die meisten dieser Restaurants benutzen die verschiedenen Kochstile, vom Mexikanischen Essen zum klassischem Hamburger Sandwich, vom Fisch zum Brathuhn, von Pizza zu Pasta in ihrer ganzen Vielfalt. Aber "Eating in America" ist eben nicht nur Fast Food. Wie ein trockener Schwamm hat die amerikanische Kulturlandschaft alle möglichen Küchen, Geschmäcker und Gewürze aufgesaugt und so seine eigene Sicht auf Kochkultur gestaltet. Seit den Siebzigern ist dieser Trend extrem vertreten im sogenannten "Fusion Food". Ein Kommunenkochbuch von 1972 unter dem Titel "Country Commune Cooking" empfiehlt ukrainische, mexikanische, indische, sogar tibetanische Rezepte und Kochtraditionen, vermengt zu eigenen Rezepten. So gibt es Bologna Knish Enchiladas, süßsaure Spaghettisauce, armenische Polenta, mexikanisch-italienische Pfannkuchen oder irisch-jüdischen Stew.


Kochen im Schmelztiegel__________Zurück nach oben

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen die Amerikaner mehr und mehr zu der Schlußfolgerung, daß die berühmte "Schmelztiegel"-Metapher nicht mehr funktionierte, nie funktioniert hat und deshalb nicht mehr der kulturellen Vielfalt Amerikas gerecht wird. Diese Veränderung ist fundamental und spiegelt sich auch in der Tatsache wieder, daß die Amerikaner mehr und mehr ihre Liebe für die ethnischen Küchen ihres Landes entdecken, die natürlich amerikanisiert wurde, wie schon weiter oben beschrieben. So könnte man letztendlich sagen, daß Amerika eine Nationalküche erschaffen hat, die sich durchaus eigenwillig von ihren Ursprungskulturen unterscheidet, aber dennoch die kulturelle Vielfalt dieses riesigen Landes in schmackhafter Art und Weise wiederspiegelt.


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